Virtuelle Kanzlei
Eine Anwaltskanzlei braucht nicht unbedingt einen festen Standort in der geografischen Welt. Der springende Punkt ist, dass sie für die Rechtssuchenden jederzeit unproblematisch erreichbar ist und die nötigen Aktionen bzw. Reaktionen rechtzeitig und unproblematisch durchführen kann.
Die Kommunikation mit Mandanten, Gegnern und sonstigen Personen kann von Fall zu Fall organisiert werden – auch, wenn sie persönlich erfolgen soll. Dazu braucht es keine festgelegte geografische Adresse, es reicht aus, wenn jede notwendige oder auch nur zweckmäßige Kommunikation kurzfristig, sicher und rechtswirksam erfolgen kann. Neben elektronischen und postalischen Adressen genügt für eine Anwaltskanzlei ein Ort, an dem eine förmliche Zustellung erfolgen kann.
Das kann sich zwar zum Teil mit "home-office" überlappen, ist aber mehr und im eigentlichen Sinne etwas ganz anderes. Meine virtuelle Kanzlei (virtual Office) ist keine Notlösung sondern das, was ich immer wollte; etwas ganz Anderes als das Notfall-Home-Office, mit dem sich wegen des Corona-Virus jetzt viele gezwungenermaßen herumschlagen müssen.
Mit der Idee der virtuellen Kanzlei beschäftige ich mich schon seit dem Jahr 1984 und habe immer weitere Aspekt davon realisiert. Eine ganze Zeit lang erfolgte das unter dem Stichwort „juristischer Arbeitsplatz“, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass es nicht nur um Rationalisierung von Bürotätigkeiten geht, sondern – auch - um die eigentliche juristische Arbeit.
Älteren Kollegen hatte ich das oft als „papierloses Büro“ erklärt – wenn auch der Einsatz von EDV zeitweilig den Papierverbrauch erhöht statt gesenkt hatte. Heute ist das nicht mehr der Fall; gedruckt wird nur noch, was wirklich zwingend notwendig ist.
Hinzu kommt aber auch die Nutzung von Möglichkeiten, die nur die EDV bietet, häufig als „Legal Tech“ bezeichnet, bis hin zu dem was man heute vollmundig als „künstliche Intelligenz“ bezeichnet. Für mich ist das immer noch mein „juristischer Arbeitslatz“ in meiner „virtuellen Kanzlei“.
Die Corona-Virus-Pandemie von 2020 hat mich davon überzeugt, nun auch konsequent den letzten Schritt zu gehen: Meine Kanzlei ist nun virtuell.